Bei unserer neuen Schulaktion zur Sonderausstellung „Tourismus & Krieg“ schlüpfen Jugendliche in die Rolle unterschiedlicher Zeitzeug/innen und berichten von deren Erlebnissen im Ersten Weltkrieg.
Hier die ersten Arbeiten der Mittelschule Deutschnofen: Herzlichen Glückwunsch zu den kreativen Ideen!
Liebes Tagebuch, 05.06.1915
neulich habe ich von meinem Vater erfahren, dass sich unser Gasthaus zwischen zwei Fronten befindet. Zuerst dachte ich, dass es doch nicht schlimm wäre, doch als mir meine Eltern erklärten, dass es eine große Gefahr für unsere Gäste und uns darstellt, wurde mir Angst und Bang.
Nun wissen wir nicht mehr weiter. Wenn wir unseren Gasthof weiterführen wollen, müssen wir mit der Gefahr rechnen, dass unser Gasthof bombardiert wird. Anderenfalls müssen wir unsere Heimat verlassen, wofür uns das Geld fehlt.
Die Stimmung in unserer Familie ist sehr schlecht.
Bitte hilf mir weiter!
Dein Hannes

Liebes Tagebuch,
vor zwei Tagen rückten die Italiener ein. Sie wollten unsere Heimat einnehmen, aber wir Einwohner wehrten uns sehr.
Meine Frau, meine beiden Kinder und ich lebten plötzlich zwischen zwei Fronten.
Man hörte den ganzen Tag nur Schüsse. Es war fast nicht zu ertragen. Ich betete den ganzen Tag zu Gott, dass sie meine Hütte verschonen sollen. Gott stand mir bei und meine Hütte wurde nur ein bisschen beschädigt.
Dein Paul

Liebes Tagebuch, 16.05.1917
Heute werde ich von der russischen Front an die italienische Front verlegt. Dort werde ich im Dolomitenkrieg kämpfen. Der Gebirgskrieg war der schwierigste Krieg. Die Versorgung der Lebensmittel war sehr anstrengend auf die Dolomiten zu bringen. Man musste sich im Schnee und Eis eingraben. Es war schwer, die Verletzten abzutransportieren.
Luisl

Liebes Tagebuch,
heute vermisse ich meinen Mann besonders; die Kinder fragen jeden Tag nach ihm und jedes Mal zerreißt es mir mein Herz aufs Neue.
Tommy hatte heute Geburtstag und ich hätte mir so sehr gewünscht, dass er heute gekommen wäre. Doch wie erwartet, kam er nicht. Tommy war enttäuscht und traurig. Es geht uns sehr schlecht, denn ich muss alleine für die Kinder sorgen und arbeiten. Das Geld reicht nicht für das Essen und die Schulausbildung der Kinder.
Ich hoffe Hubert kommt bald wieder zurück.
Deine Margareth

Liebes Tagebuch,
heute Morgen wurden wir aus den Betten geholt und es wurde uns befohlen, Skifahren zu lernen. Wir bekamen warme Kleidung und Skier. Sie brachten uns hoch in die Berge, wo wir runterfahren sollten. Als ich auf die Ski stieg, fiel ich um und es wurde mir ganz mulmig. Nach ein paar Versuchen gelang es mir, wenn auch nur mit viel Mühe, auf den Skiern zu stehen und ins Tal zu schießen. Es machte mir riesigen Spaß!
Morgen erzähle ich dir weiter von meinen Abenteuern.

Liebes Tagebuch, Dienstag, 15.02.1917
Ich liege schon seit 6 Tagen im Lazarett. Die Schmerzen quälen mich sehr. Ich vermisse meine Familie, denke ständig an sie.
Wie lange muss ich mich hier noch quälen?
Ich liege hier und warum? Nur weil mir ein Russe auf die Brust schoss?
Ich hoffe, meine Soldaten sind noch am Leben und kämpfen tapfer weiter. Sie werden es schon schaffen!
Ich habe Glück, dass ich noch am Leben bin; ich weiß es sehr zu schätzen. Ich werde hier gut medizinisch versorgt. Es ist trotzdem eine schlimme Zeit!
Manfred

Aus der Zeitung der Tiroler:
Sehr geehrtes Tiroler Volk,
gestern hat der Kriegsminister das ideale Last- und Tragetier gefunden: „Den Haflinger“. Er hat ideale Eigenschaften, ist stark, wendig und trittsicher.
Die k. u. k. Armee züchtet fleißig weitere Tiere.
Falls es Neues über die Haflinger gibt, informiert sie der „Tiroler“ gerne weiter!

Liebe Maria,
wie du weißt, war ich im Krieg. Na ja, jedenfalls wurde ich verletzt und kann in ein Lazarett nach Meran. Es war vor dem Krieg ein Hotel. Die Berge, die netten Leute und die ganze Landschaft sind wunderschön. Nach dem Krieg müssen wir unbedingt hier Urlaub machen. Ich vermisse dich und hoffe, es geht dir gut.
Zuerst ging es mir sehr schlecht. Ich hatte eine große Schusswunde am linken Fuß. Die netten Ärzte haben mich aber gut gepflegt, jetzt habe ich nur noch einen kleinen Verband. Wahrscheinlich kann ich schon bald aus dem Lazarett. Dann werde ich zu dir kommen und immer bei dir bleiben!
Bis bald,
dein Anton

Liebes Tagebuch, 05. Januar 1916
Heute die „Schocknachricht“ für uns: Eine neue Eisenbahn bauen. Es ist kalt und wir müssen frieren. Wie gerne wäre ich jetzt in Deutschland und nicht in Russland. 12 Stunden an einem Tag schwerste Arbeit! Mein Kollege und ich müssen es in zwei Wochen fertig haben. Wenn wir es nicht rechtzeitig schaffen, werden wir noch härter bestraft. Wenn man nicht vor lauter Kälte stirbt, verhungert man. Erst ein Brief aus Deutschland erreichte mich. Meine Familie wird glauben, dass ich schon lange gestorben bin. Wie lange wird der Krieg noch dauern?
Dein Helmut

Liebe Jessica,
Es ist Tag 73 hier im Lazarett. Es ist eine Qual jeden Tag Geschrei zu hören. Geschrei von neu eingelieferten, verwundeten Soldaten. Mein Arm und mein linkes Bein wurden amputiert. Es schmerzt höllisch und die Operation war ohne Betäubung.
P.S. Ich werde wahrscheinlich in zwei Wochen endlich entlassen. Ich freue mich sehr auf dich. Ich hoffe, wir sehen uns bald!

Liebste Marie,
Ich bin mit meinen Soldaten im Grandhotel Karersee angelangt. Es herrscht furchtbarer Unfrieden im ganzen Land. Häuser und Hotels werden einfach so vernichtet. In diesem Brief möchte ich dir mitteilen, dass wenig Chancen für eine Rückkehr bleiben. Ich vermisse dich sehr, kann aber meine Truppe nicht alleine lassen.
Trotz allem ist es hier komfortabel. Hunderte von Kronleuchtern ragen von der Decke herunter. Ab Morgen rücken meine Truppen wieder in den Krieg ein. Ich hoffe auf meine Rückkehr.
Denk an mich.
In Liebe, dein
Harald Franz Berger

19. Jänner 1915 am Pordoijoch
Heint binni mit insorn Material ba dr Saalbohn ankemmen. Druntor isch es Pordoijoch gwesn.
I hon gmiast es gonza Material in dr Gondl innitian und de Kistn sain volle schwer gwesn. Und nochar honni fen Offizier keart, dassi mit dr Saalbohn mit audn fohrn muas. So, i steig inn in der Saalbohn und nor noch 10 Minuten isch donn de Gondl stian gabliebm und i hons ned vrstondn brumm.
Nor honni amol oidngschaug und af amol sein die Feinde do gwedn und af dr anen Seit san insre Leit kemmen!
I hon gadenkt i werr a Wagele und Ongst hon i kop. Zan Glick hom sa net ungfongn za schiaßn und die Bohn isch weitr gongen.

… und zum Schluss eine Nachricht aus der Gegenwart:
Liebes Tagebuch,
nach zwei Tagen Suche ohne Erfolg am Ortler, habe ich es heute nochmals versucht. Die Suche auf 4000m am Gipfel war erfolglos. Somit habe ich die Suche auf 3000m fortgesetzt und habe Erstaunliches gefunden. Als ich um 6.00 Uhr aufbrach, war es nebelig und windig: Keine guten Voraussetzungen!
Um 8.00 Uhr kam die Sonne langsam zum Vorschein und so brauchte ich nicht lange zu suchen. Ich stieß auf eine Höhle im Berg. Ich fand dort einen rostigen Helm mit einem Loch. Ich befürchtete, es war ein Schuss. Dann habe ich mich weiter umgesehen und noch einen Schuss, einen Löffel und einen Fetzen Papier gefunden. Mit diesem Fund habe ich mich dann auf den Rückweg gemacht. Schauen wir, wie es weitergeht
Roland