Archiv der Kategorie: Schloss Trauttmansdorff

Soirées dansantes im Deuster-Saal

Dieser Festsaal entstand 1898/99 durch die anspruchsvolle Erweiterung des Osttraktes des Schlosses unter Friedrich von Deuster aus Bayern (Schlossbesitzer ab 1896/97) und wurde in neubarockem Stil ausgestattet, mit einem porphyrverkleideten Kamin und Stuckornamenten. Die Eckputten auf dem Gesims unter dem freskierten Spiegelgewölbe, die durch ihre Attribute die Schönen Künste symbolisieren, bezeugen immer noch von den amüsanten Soireen, die hier stattgefunden haben müssen und von denen in der Presse des frühen 20. Jahrhunderts berichtet wird, dass sie manchmal um 9 Uhr begannen und erst nach 2 Uhr endeten. Alles in diesem Saal weist auf die Lebensfreude hin: Eine der Amoretten beobachtet zufrieden ihr eigenes Spiegelbild, eine andere spielt mit gekreuzten Beinen Flöte, eine weitere spielt heiter die Äolsharfe, während die letzte, ihre Füße fröhlich bewegend, Pinsel und Palette in den Händen hält. Weitere Putten auf dem Gesims in der Mitte, zwei pro Längsseite, schwingen paarweise ein herabhängendes Blumen- und Blätterband. Das Ganze wird von dem zentralen Fresko des Apollon mit den Grazien zur Vollendung gebracht.

Das Echo der einstigen Musik- und Dichtungsabende hallt noch in diesem jetzt fast leeren Raum. Heute beleben ihn  Museumsbesucher und Museumsbesucherinnen.

Francesca Taverna

Ein Ofen mit Fernblick

Dem heutigen Betrachter mag die vergangene Welt vielleicht ein bisschen langweilig erscheinen, denn es gab lange keine Möglichkeit, große geographische Distanzen in kurzer Zeit zurückzulegen, keine Stromversorgung und demzufolge auch keinen Fernseher und keine Internetverbindung. Wie haben sich die Menschen also über andere Kulturen informiert? Oder wie haben sie sich am Abend von den Mühen des Tages erholt, wenn sie nicht auf dem Sofa vor dem Fernseher sitzen konnten?

Das Lesen eines Buches scheint die beste Antwort auf diese Frage zu sein, die Gäste von Schloss Trauttmansdorff verfügten allerdings über eine sehr fantasievolle Alternative: den Kachelofen im sogenannten Kaisersaal.

Es handelt sich dabei um einen ganz speziellen Ofen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, welcher in seiner Struktur an eine kleine überkuppelte Architektur erinnert. Ursprünglich im Besitz der Familie von Schneeburg ist dieser Ofen vermutlich von Schloss Rubein nach Schloss Trauttmansdorff gelangt und man kann sich leicht vorstellen, dass er auch auf die einstigen Bewohner des Kaiserzimmers eine große Faszination ausübte.

Seine Kacheln zeigen nämlich blautönige Menschen in orientalischen Trachten, die nach Angabe ihrer Herkunft betitelt werden, wie z.B. „Indianer“ oder „Frau aus Damasco“, und vor einer stilisierten Landschaft stehen. Als Vorlage für diese Darstellungen diente ein Kostümbuch aus dem Jahre 1581, das heute in der Französischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Besonders interessant ist die Kacheldarstellung der „Türkischen Prinzessin“, die ein langes Kleid, feine Ohrringe und eine eigenartige, längliche Kopfbedeckung trägt, sowie einen kleinen, gefiederten Stab in der rechten Hand hält. In der Buchvorlage ist diese Figur mit einem noch prachtvolleren Kleid bekleidet und sogar als „Camille des türckischen keysers solymans tochter“ bezeichnet. Außerdem sind auf anderen Ofentäfelchen Fruchtgehänge und langgezogene Blätter aller Art vorhanden, sowie in den quadratischen Feldern zwischen größeren Kacheln Grotesken und Satyrköpfe, die sehr karikaturistisch wirken.

Welche Fülle an Details die Bewohner des Kaiserzimmers beobachten und welche exotischen Reisen sie nur mit einem Blick unternehmen konnten! Viel besser als ein Fernseher. Und im Winter beheizbar.

Francesca Taverna