Archiv für den Monat: Mittwoch, der 24. April 2013

Eine kleine aber feine Reise in die Vergangenheit anhand von Stempeln…

von Karin Maringgele

Beim Eintragen mehrerer Neuzugänge in unsere Objekt-Datenbank, stoße ich auf ein Werbeprospekt des Hotel Post in St. Anton am Arlberg.

Auf der Vorderseite befindet sich ein nur zum Teil lesbarer Stempel/Aufdruck, der meine Neugierde weckt:

Reise1

„Ufficio viaggi (…) & (…) Biedermann (…)ano R(…)se(…)o“

Ein Bankhaus mit Wechselstube „D. & J. Biedermann“ gab es in Meran von 1832 bis 1932. Aber ein gleichnamiges Reisebüro?

Die Suche in unserer Datenbank spuckt ein interessantes Objekt aus: Inventarnummer 4081969: eine Reise-Coupon-Mappe des „Welt Reise Bureau Thos. Cook & Son“. Zwischen der goldfarbenen Schrift auf der Vorderseite klebt ein kleineres, rotes Logo: „D. & J. Biedermann – Bankgeschäft – Meran“.

War das Bankhaus also nicht nur im Wechselgeschäft sondern auch im Reisegeschäft tätig?

Die Coupon-Mappe muss her!

Im Inneren der Mappe finden sich zwar keine Coupons mehr, aber ein Antragsformular zum Abschluss einer Reise-Unfall-Versicherung und auf der letzten Seite wieder ein Stempel:

Reise2

„D. & J. Biedermann Bank – & Wechsel – Geschäft Meran – Agentur von Thos. Cook & Son Weltreisebureau“

Und eine Liste aller Filialen und Correspondenten der Thomas Cook & Son.

Reise3

Das Bankhaus war als Unteragentur tätig, die nur zur Verausgabung von Fahrkarten und Reisecoupons berechtigt war.

Und damit schließt sich auch der Kreis zum Hotel-Prospekt von St. Anton und die Frage der Datierung. Da das Bankhaus 1932 schloss, war vermutlich auch die Funktion als Reiseagentur ab diesem Datum beendet.

Das Prospekt des Hotel Post, 1928 von Clemens Holzmeister umgebaut, muss vor 1932 mit dem Stempel des Reisebüros Biedermann versehen worden sein.

Vielen Dank an den Schenker, Gerd Reinstadler, der diese kleine Reise in die Vergangenheit ermöglicht hat.

Reise4

„Man hat uns erkannt, wie machen die das?“

Wer vom Eingangsgebäude über die Brücke auf den Schlosshügel zugeht, kommt an den Statuen eines Gastwirtepaares vorbei. Das Paar soll ins Touriseum locken und lässt einige für die Südtiroler Hotellerie typische Begrüßungsformeln hören – ausgelöst von einem Bewegungsmelder. An einem Nachmittag gehen zwei ältere italienische Damen daran vorbei, ineinander eingehakt.
„Oh, chi si rivede“ (Oh, wen man da wieder sieht!) ertönt es aus dem Lautsprecher. Sagt eine der beiden Damen erstaunt: „Man hat uns erkannt, wie machen die das?“ Antwortet die andere mit ernstem Gesicht: „Wir sind hier heute früh schon mal vorbeigekommen.“