Archiv für den Monat: Montag, der 19. Juni 2017

Das Morgen von gestern – Zukunftsvision einer Reise nach Meran

Ein von der Meraner Zeitung unter dem Titel „Meran in zehn Jahren“ abgedruckter Brief von 1907 bringt uns zurück in die Zukunft. Er zeigt, wie sich ein Reisender Meran vor genau 100 Jahren vorstellte – sein Morgen ist unser Gestern.

Meraner Zeitung vom 14. April 1907

Verfasst im Jahr 1907, berichtet der anonyme Reisende von „wesentlichen Veränderungen“, die zehn Jahre später „den Reiz des früher schon so schönen und der Gesundheit zuträglichen Meran noch erheblich gesteigert“ hätten: Von Berlin aus ist Meran bequem mit der Eisenbahn zu erreichen – durch einen fünf Kilometer langen Tunnel unter dem Jaufen hindurch und dann durch den Küchelberg zum Meraner Bahnhof. Damit die Bahn die extremen Höhenunterschiede zwischen Sterzing und St. Leonhard überwinden kann, wird sie elektrisch betrieben. Die Kraft dazu wird aus einem gewaltigen Elektrizitätswerk gewonnen, für das man die Passer direkt oberhalb der Gilfenklamm mit einer 40 Meter hohen Mauer aufgestaut hat. Von dieser aus bietet sich ein herrlicher Blick auf den künstlichen See, der von Motor- und Ruderbotten belebt wird und noch dazu zu einer Verbesserung der Luftfeuchtigkeit in der Kurstadt beiträgt.

„War Meran schon früher schön“, schreibt der anonyme Verfasser, „so hat es verstanden, sich nicht nur auf der Höhe zuhalten, sondern sich den gesteigerten Ansprüchen der Neuzeit und der Erholungsbedürftigen anzupassen.“

Inv. Nr. 4080943, Sammlung Touriseum

Eine Zukunftsvision, die sich möglicherweise sogar bewahrheitet hätte, wäre da nicht etwas ganz anderes dazwischengekommen. Hätte der Reisende Meran im Jahr 1917 besuchen wollen, so wäre ihm das nicht einmal erlaubt worden. Der damalige Bürgermeister, Josef Gemaßmer hatte nämlich in genau diesem Jahr verordnet, dass nur mehr in Meran Ansässige die Kurstadt betreten durften. Denn Meran war zu einer Lazarettstadt geworden und die Lebensmittel wurden knapp. Die Einheimischen sahen nicht länger ein, warum sie für ihr Essen anstehen mussten, während den in den Meraner Hotels verbliebenen Kurgästen immer noch Speisen aufgetischt wurden.

… Erster Weltkrieg anstatt Bootsfahrten auf der Passer…

Ausstellungskatalog, erhältlich im Touriseum

(Mehr über den Tourismus im südlichen Tirol während des Ersten Weltkriegs gibt’s in unserem Ausstellungskatalog „Tourismus & Krieg“.)

Ein gelungener Schulabschluss

Am 6. Juni startete das langersehnte Praktikum im Touriseum und somit das Ende des Schuljahres. Als ich zu Beginn des Praktikums die Treppen des Schlosses emporstieg, wurde ich herzlich von meinen zukünftigen Mitarbeitern empfangen und willkommen geheißen. Ich durfte in den ersten Tagen an Führungen durch die Gärten und durch die Ausstellungen teilnehmen, um mich mit meinem neuen Arbeitsumfeld bekannt zu machen. Es herrschte ein sehr gutes Arbeitsklima und ich wurde Stück für Stück in die Tätigkeiten des Touriseums eingeführt. Ich konnte außerdem Erfahrungen in vielen verschieden Bereichen sammeln. Die Arbeit war abwechslungsreich und interessant, ich wurde sogar oft zur Beurteilung mancher Elemente eingesetzt und konnte Verbesserungsvorschläge vorbringen. Die anderen Mitarbeiter waren stets hilfsbereit und erklärten mir immer ganz genau was ich zu tun hatte und wir konnten gut zusammenarbeiten. Das Praktikum war für mich eine sehr positive Erfahrung und ich habe mich auch persönlich dadurch weiterentwickelt.

Ich bedanke mich für die Hilfsbereitschaft und die gute Zusammenarbeit mit dem Team des Touriseums!

Fabian Frei, FOS 3TS3

Ein Ofen mit Fernblick

Dem heutigen Betrachter mag die vergangene Welt vielleicht ein bisschen langweilig erscheinen, denn es gab lange keine Möglichkeit, große geographische Distanzen in kurzer Zeit zurückzulegen, keine Stromversorgung und demzufolge auch keinen Fernseher und keine Internetverbindung. Wie haben sich die Menschen also über andere Kulturen informiert? Oder wie haben sie sich am Abend von den Mühen des Tages erholt, wenn sie nicht auf dem Sofa vor dem Fernseher sitzen konnten?

Das Lesen eines Buches scheint die beste Antwort auf diese Frage zu sein, die Gäste von Schloss Trauttmansdorff verfügten allerdings über eine sehr fantasievolle Alternative: den Kachelofen im sogenannten Kaisersaal.

Es handelt sich dabei um einen ganz speziellen Ofen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, welcher in seiner Struktur an eine kleine überkuppelte Architektur erinnert. Ursprünglich im Besitz der Familie von Schneeburg ist dieser Ofen vermutlich von Schloss Rubein nach Schloss Trauttmansdorff gelangt und man kann sich leicht vorstellen, dass er auch auf die einstigen Bewohner des Kaiserzimmers eine große Faszination ausübte.

Seine Kacheln zeigen nämlich blautönige Menschen in orientalischen Trachten, die nach Angabe ihrer Herkunft betitelt werden, wie z.B. „Indianer“ oder „Frau aus Damasco“, und vor einer stilisierten Landschaft stehen. Als Vorlage für diese Darstellungen diente ein Kostümbuch aus dem Jahre 1581, das heute in der Französischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Besonders interessant ist die Kacheldarstellung der „Türkischen Prinzessin“, die ein langes Kleid, feine Ohrringe und eine eigenartige, längliche Kopfbedeckung trägt, sowie einen kleinen, gefiederten Stab in der rechten Hand hält. In der Buchvorlage ist diese Figur mit einem noch prachtvolleren Kleid bekleidet und sogar als „Camille des türckischen keysers solymans tochter“ bezeichnet. Außerdem sind auf anderen Ofentäfelchen Fruchtgehänge und langgezogene Blätter aller Art vorhanden, sowie in den quadratischen Feldern zwischen größeren Kacheln Grotesken und Satyrköpfe, die sehr karikaturistisch wirken.

Welche Fülle an Details die Bewohner des Kaiserzimmers beobachten und welche exotischen Reisen sie nur mit einem Blick unternehmen konnten! Viel besser als ein Fernseher. Und im Winter beheizbar.

Francesca Taverna