Archiv für den Monat: Dienstag, der 31. März 2020

Berufliche Werdegänge – Hans Kreid (Teil 1)

Herr Ludwig Eimannsberger aus Mutters hat liebenswürdigerweise die folgenden Informationen über Hans Kreid mit uns geteilt.

Hans Kreid

 

 

Hans Kreid und Anton Liensberger, der Urgroßvater von  Ludwig Eimannsberger, waren sich seit ihrer Jugend so eng verbunden, dass Hans Kreid in die Familie Liensberger integriert wurde und dieser seine Hotelhälfte der Familie Liensberger-Eimannsberger vererbte.

 

 

Hotel Kreid in Innsbruck

Johann Kreid, der Vater von Hans Kreid, war seit 1875 Restaurateur am Innsbrucker Südbahnhof und 1887 erwarb er das Haus am Margarethenplatz (heutiger Boznerplatz) in Innsbruck, das er bis 1891 in ein Hotel mit Restaurationsbetrieb umwandelte, das Hotel Kreid.

Hans Kreid wurde am 24.2.1872 in Klagenfurt geboren.

Als junger Mann wurde er zur Ausbildung ins Ausland geschickt, um sich die unerlässlichen Fach- und  Sprachkenntnisse anzueignen.

Als junger Mann mit 19 Jahren ging Hans Kreid 1891 nach London, um Englisch zu lernen. Er arbeitete dort noch nicht in der Hotelbranche sondern als Volontär bei der Transportfirma Schenker & Co. Danach, bis September 1893, war er als „general clerk“, als Büroangestellter oder Schreibkraft, für die Firma Schultz & Co. tätig, einem Vermittlungsbüro für Brillenetui-Hersteller.

Über die Aufenthalte in der Zeit zwischen 1893 bis 1896 gibt es leider keine Aufzeichnungen.

Die nächste Station in seinem beruflichen Werdegang war Nizza in Frankreich. Im Hotel de Berne setzte Hans Kreid seine Ausbildung fort.  Hier arbeitete er in der Wintersaison 1895/96 zuerst als „Volontaire Garcon de Salle“, als Saalkellner Volontär, danach als Sommelier Volontär. Er absolvierte, wie es damals üblich war, die Ausbildung als Volontär, das bedeutet, er erhielt für seine Arbeit im Hotel vermutlich keinen Lohn, sondern war lediglich auf die Trinkgelder angewiesen.

Arbeitszeugnis als “Sommelier volontaire” im Hotel de Berne in Nizza.

Plakat des Hotel de Berne und Hotel de Suède in Nizza.

 

Das Hotel de Berne in Nizza befand sich gleich links vom Bahnhof, an der Avenue Thiers.

Im Bäder-Almanach von 1895 wird es wie folgt beschrieben: „Sehr vortheilhaft bekanntes, mit allem Komfort der Neuzeit ausgestattetes deutsches Haus mit 100 Betten. (…) Deutschsprechender Portier bei allen Zügen, ebenso deutsche Bedienung im Hotel.“ Der Besitzer, Henri Morlock, ein Deutscher, besaß noch ein weiteres Hotel in Nizza, das Hotel de Suède und um 1908 erwarb er auch das Hotel-Terminus, ebenfalls vis-à-vis des Bahnhofs gelegen.

 

Arbeitswelt Hotel

Im Raum „Ein erster Höhepunkt“ zeigen wir, wie viel Menschen nötig waren, um den Betrieb eines großen Hotels um die Jahrhundertwende zu garantieren.

Zahlreiche Zimmermädchen, Saalkellner, Köche, Hausdiener, Laufburschen, Wäscherinnen und viele andere kümmerten sich während der Saison um das Wohl der Hotelgäste. Einige waren für die Hotelgäste sichtbar, viele andere jedoch waren für die Augen der Gäste unsichtbar.

Wer waren diese Menschen?
Ist es möglich, ihnen ein Gesicht zu geben?
Welche Geschichte können sie uns erzählen?
Wie sah ihre Ausbildung aus? Wie lange dauerte ihr Arbeitstag? Wie hoch war ihr Lohn?

 

In der neuen Blogserie „Arbeitswelt Hotel“ werde ich diesen Fragen nachgehen und einige der Geschichten und Lebensläufe mit Ihnen teilen, die wir im Rahmen unseres Forschungsprojektes zum Hotelpersonal sammeln und nachzeichnen konnten.