Familienleben zwischen Meran und Karlsbad
Im Oktober 1887 kam Josef Haberzettl wieder in den Habsburgerhof nach Meran. Diesmal wurde er in der Anmeldung als Küchenchef bezeichnet und unter den Anmerkungen steht der interessante Eintrag: „mit Frau“.

Anmeldeprotokoll von 1887, Stadtarchiv Meran.
Seine Frau, Luise Lössl, hatte ihn offenbar nach Meran begleitet. Sie war 12 Jahre jünger als er und stammte aus Ortenburg in Niederbayern. Im Oktober 1887 war sie gerade 18 Jahre alt.
Im Sommer 1888 dürfte Josef Haberzettl mit seiner Frau wieder nach Karlsbad zurückgekehrt sein. Wahrscheinlich arbeitete er dort oder in einem anderen böhmischen Kurort in der Umgebung. Die dortige Kursaison, die ca. von Mai bis Oktober lief, war eine passende Ergänzung zur Saison in Meran.

Karlsbad, Sammlung Touriseum.
Der Geburtsort der ersten beiden Kinder, Viktor und Rosa, deutet auf einen konstanten Aufenthalt in Karlsbad hin: Viktor wurde im Oktober 1888 in Karlsbad geboren und Rosa im Oktober 1894.
Karlsbad dürfte auch der Wohnort seiner Eltern, Johann und Elisabeth, gewesen sein. Beide starben in Karlsbad. Das Datum ist leider unbekannt.
Ein großes Dankeschön für diese Informationen geht an die Abteilung Archiv, Kultur und Bildung von Bad Kissingen, die mir die Meldedaten von Josef Haberzettl zukommen ließ.
Johann Haberzettl, Josefs Vater, war von Beruf Gastwirt.
Vielleicht war er jener Johann Haberzettl, der 1879 in einem Inserat im „Neuigkeits-Welt-Blatt“ einen Pächter oder Käufer für sein Gasthaus „zur goldenen Krone“ in der Stadt Theusing suchte. Er dürfte sich zum Zeitpunkt der Anzeige bereits in Karlsbad aufgehalten haben. „Näheres beim Eigenthümer Johann Haberzettl, Gattis Bierhalle in Karlsbad, Böhmen.“ hieß es am Ende der Anzeige.

Anzeige im (Neuigkeits) Welt Blatt vom 3. September 1879, Österreichische Nationalbibliothek.
Johann und Elisabeth Haberzettl scheinen im Karlsbader Adressbuch von 1888 als Besitzer des Hauses „Am Rhein“ in der Andreasgasse 120 auf. Das Adressbuch listet die Karlsbader Häuser nach ihren Hausschildern auf. Johann Haberzettl wird als Restaurateur angeführt, aber ob das Haus „Am Rhein“ eine Restauration war, kann ich nicht nachprüfen.
Im Herbst 1890 brachte Josef Haberzettl seinen jüngeren Bruder Friedrich mit nach Meran.
Fritz Haberzettl wurde als 2. Koch im Habsburgerhof angestellt. Er sollte noch längere Zeit in Meran bleiben, wurde Küchenchef im Hotel Tirolerhof, war 1897 Gründungsmitglied der Sektion Meran des Genfer Verbandes und 1899 Gründungsmitglied des Klubs der Köche Merans.

Hotel Tirolerhof der Familie Auffingen, späterer Arbeitsplatz des Fritz Haberzettl, Sammlung Touriseum.
Ein Jahr später, im Herbst 1891 bringt Josef Haberzettl seine Frau und seinen 3-jährigen Sohn mit nach Meran. Neben den üblichen Daten wird im Melderegister angemerkt: „mit Frau und Kind“.

Anmeldeprotokoll von 1891, Stadtarchiv Meran.
Ob die Familie Haberzettl im Habsburgerhof oder in einer Privatunterkunft wohnten, bleibt unklar.
Die letzte Saison von Josef Haberzettl im Habsburgerhof war die Wintersaison 1892.
Ihm folgten als Küchenchefs im Herbst 1893 Alois Lang, auch ein Deutschböhme aus Tepl bei Marienbad, und Ende September 1895 wurde Fritz Unterer aus Karlsbad angemeldet.
Über Josef Haberzettl in Meran finden sich in den folgenden Jahren nur mehr spärliche Informationen. Er taucht im Meraner Adressbuch von 1894 mit der Wohnadresse, Sandplatz 1, auf. Dies könnte bedeuten, dass er in der Wintersaison 1893-94 im Hotel Erzherzog Johann als Küchenchef beschäftigt war. Leider wird diese Information weder im Anmeldeprotokoll dieses Jahres bestätigt.
Sicher ist jedoch, dass Josef Haberzettl im Herbst 1895 seinen Lebensmittelpunkt in den böhmischen Kurort Teplitz-Schönau verlegte.
Fortsetzung folgt.
Karin Maringgele