Archiv für den Monat: Dienstag, der 25. Mai 2021

Ein Koffer als Heiratsvermittler

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Von Ulrike Buhl, Archäologin und Bibliothekarin mit Leidenschaft für Griechenland, berichtet wie Koffer zu Heiratsvermittlern wurden.

Sabine, eine Studienkollegin von mir, ist/war eine Flohmarktfanatikerin und egal, wo sie im Urlaub oder aus sonst irgendwelchen Gründen unterwegs ist, kam sie an keinem Trödelladen, Antiquitätengeschäft oder Flohmarkt vorbei. Dabei hat sie ein besonderes Faible für Taschen und Koffer (die sie auch als Einrichtungsgegenstände nützt), Bilderrahmen und Vasen.

In Athen hat sie im Monastiraki-Viertel einen kleinen Laden entdeckt, den sie fast leer gekauft hat. Dabei war auch ein Koffer aus den 30er Jahren, den es 2x gab. 1x mit grünem Futter ausgeschlagen und 1x mit gelb kariertem, ansonsten vollkommen identisch – sogar die Kofferaufkleber waren gleich. Angeblich stammten die Koffer von einem bekannten griechischem Künstlerehepaar. Der mit dem grünen Futter musste es dann sein.

Da sie mit dem Flugzeug unterwegs war, wurde der Koffer dann auch als Reisegepäck genützt. In München angekommen hat sie ihn auch sofort auf dem Fließband erkannt, er war sogar direkt hinter ihrem normalen Reisekoffer. ABER aus irgendwelchen Gründen ist der Koffer – oder sie – dem Zoll aufgefallen und sie wurde aufgefordert das Gepäck zu öffnen. Und oh Schreck, das erste was sie beim Öffnen sah, war das gelb-karierte Muster des Futters. DAS war nicht ihr Koffer. Sie hat den Sachverhalt den Grenzbeamten dann erzählt.

Sabine und die Zollbeamten sind dann zurück zum Fließband, wo ein junger Mann tatsächlich etwas ratlos mit dem Gegenstück da stand. Er hat sofort erkannt, dass es nicht sein Koffer war, weil der Kofferanhänger fehlte. (den hat Sabine erst im Nachhinein realisiert).

Lange Rede kurzer Sinn: Der Zoll hat nichts auffälliges entdeckt, Sabine und der junge Mann (ein Grieche, der in Nürnberg lebte, ebenfalls Antiquitäten oder Vintage liebt) sind Kaffee trinken gegangen, zusammen nach Nürnberg gefahren (unglaublich aber wahr, sie hatten für denselben Zug und das gleiche Abteil reserviert) seit September 1994 zusammen und seit 2001 verheiratet.

Hach ja….das Universum plant halt doch immer wieder…

Jede Woche eine neue Koffergeschichte!

Hier geht’s zum Podcast.

Eine Begleitaktion zur Sonderausstellung „Packen, tragen, rollen – Reisegepäck im Wandel der Zeit“ (2021)

Pack-Minimalistin auf Reise-Abenteuer

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von Sabine Schmid

Ein “Koffer-Typ” war ich noch nie. Ein Koffer erscheint mir für fast alle Reisearten eher hinderlich zu sein: zu groß, zu schwer, zu unhandlich. Nein, ich mag es leicht, schnell, knuffig. Daher: Rucksack! Ob im für Flugzeuge als Handgepäck vorgeschriebenen Kleinformat oder in – je nach Reiselänge – unterschiedlichen Rucksack-Litergrößen. In früheren Zeiten, als ich noch nicht in meinem Traumland Südtirol dauerhaft lebte, war doch eher ein größeres Volumen gefragt: Der Hauptteil an Platz ging regelmäßig für Mitbringsel drauf (und für Andenken und Einkäufe auf der Rückreise), und dann sollten ja vielleicht auch noch Bergsachen, Klamotten für unterschiedliche Witterungsbedingungen und Geselligkeiten, Körperpflege, Nachtwäsche, Literatur und Schreibzeug hineinpassen. Ziemlich schnell lehrte mich das den erforderlichen Minimalismus. Und schon längst bin ich flotter Pack-Profi und brauche nicht viel. Kleidertechnische Eitelkeiten sind überflüssig; praktisch, leicht zwischenzuwaschen muss es sein und möglichst bügelfrei. Meist reicht die Hose, die ich trage, dazu wenige Shirts und Blusen zum Kombinieren, evtl. ein Rock, der das Spektrum bereichert. Und fertig!

Eine bevorstehende Reise, egal wie kurz, lang, nah oder weit, ist immer Grund für Reisefieber. Schon viele Wochen vorher beginne ich mit dem Packen, trage alles Benötigte zusammen, oft fällt mir dann doch noch dies oder jenes ein, das sinnvoll wäre und unbedingt mitmuss. Beim Einpacken selbst wird klug geschichtet, nach Gewicht und Knittergefahr, jede Ritze ist genutzt. Eine wahre Kunst, die Freude bereitet! Und erstaunlich, wie viel für alle Eventualitäten selbst in einen 40- oder 50-Liter Rucksack passt. Allerdings gilt: je kleiner, desto besser. Einerlei, wo es hingehen soll: auf den Spuren meiner Vorfahren durch Böhmen, Sprachreise nach Florenz, Kameltrekking in der Wüste oder Erkundungstage im Grödnertal. Voller Entdeckerfreude, die auch in vergnügliche “Live-dabei-Reiseberichte” einfließt.

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Sabine Schmid – passioniertes Einfangen detailverliebten atmosphärischen Erlebens, Sehens, Gehens: In lebendigen Texten, Bildern oder verdichtet zu Lyrik. Am Berg oder beim Entdecken neuer Orte und Landschaften – immer minimalistisch mit Rucksack.

Jede Woche eine neue Koffergeschichte!

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Eine Begleitaktion zur Sonderausstellung „Packen, tragen, rollen – Reisegepäck im Wandel der Zeit“ (2021)