Mrs. E. Scarpa

von Ursula Scarpa

4103651So steht es auf der Plakette der braunen Reisetasche. In Wirklichkeit hieß die Ehefrau von meinem Großvater Olga Kranz Scarpa. Das E steht für Emil.

Frauen hatten in der Geschichte bezüglich ihrer Ebenbürtigkeit Männern gegenüber stets einen schweren Stand. Als verheiratete Frau reiste man zu Beginn des 20. Jahrhunderts stets unter dem gesamten Namen des Ehegatten.

Emil Scarpa entstammte einer venezianischen Familie, die 1866 für die k. u. k. Monarchie Österreich-Ungarn optierte und aus Venedig abwanderte und ihren Wohnsitz nach Triest verlegte.

Er wurde Direktor der Österreichischen Dampfschifffahrtsgesellschaft Lloyd in Triest.

Emil_ScarpaBis zum Ende der Habsburger Monarchie galt Triest als Hafen von Wien und war Sitz des 1833 gegründeten Österreichischen Lloyd, der damals größten Dampfschifffahrtsgesellschaft im Mittelmeer. Die Eröffnung des Suezkanals im Jahr 1869 ermöglichte der Lloyd die Inbetriebnahme der Linie Triest-Bombay.

Mein Großvater reiste für die damaligen Verhältnisse bis ans andere Ende der Welt und hat in Bombay 18 Jahre lang für die Gesellschaft gearbeitet.

Als er ins heiratsfähige Alter kam, wollte er weder eine Inderin noch eine Engländerin zur Frau. Deshalb reiste er nach Graz zur Brautschau und nahm Olga Kranz zur Ehefrau. Sie entstammte einer wohlhabenden Familie aus Andritz bei Graz, die mehrere Kartonfabriken besaßen.

Sie sind dann als Ehepaar zurück nach Bombay, aber nicht für lange Zeit, denn die Ehefrau Olga vertrug das Klima in Bombay nicht besonders.

Im mondänen Meran fanden sie 1908 ein neues Zuhause. Sie haben so lange in Meran gelebt, bis Herr Scarpa schwer erkrankte und deshalb zur Behandlung nach Wien zog und dort auch verstarb. Er ist auch dort begraben.

Nun muss die weitgereiste Ledertasche nicht mehr auf meinem Dachboden ihr Dasein fristen und erfährt im Touriseum jede Menge Bewunderung und Aufmerksamkeit.

Jede Woche eine neue Koffergeschichte!

Hier geht’s zum Podcast.

Eine Begleitaktion zur Sonderausstellung „Packen, tragen, rollen – Reisegepäck im Wandel der Zeit“ (2021-2022)

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.