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Josef Haberzettl – Vom Küchenchef zum Hotelier (Teil 3)

 

Teplitz-Schönau (1895 – 1899)

Im Oktober 1895 gab Josef Haberzettl im Teplitz-Schönauer Anzeiger die pachtweise Übernahme des fürstlich Clary’schen Schlossgarten-Restaurant bekannt. (Teplitz-Schönauer Anzeiger vom 5. Oktober 1895)

Anzeige im Teplitz-Schönauer Anzeiger vom 5. Oktober 1895, Österreichische Nationalbibliothek..

 

Zu diesem Zeitpunkt war Josef Haberzettl 39 Jahre alt.  Die Stadtverwaltung von Teplitz begründete ihre Entscheidung, ihm eine Konzession zur Führung einer Restauration, wie man damals sagte, zu geben mit der “Reihe vorzüglicher Zeugnisse”, die “nachweisen, daß er als Küchenchef hervorragender Häuser im In- und Auslande das Beste in seinem Fache leistete”.

In den „neurenovirten Localitäten“ servierte er „feinste französische, deutsche und Wiener Küche“ und bot “feinste Bordeaux, Burgunder-, Rhein- und Moselweine” an, aber auch verschiedene Biere, wie Pilsner, Münchner Löwenbräu und Turner Bier.

Das Restaurant hatte vermutlich von Mai bis Ende September für die Kurgäste geöffnet. In dieser Zeit wurden Mittags – Konzerte  oder auch große Abendkonzerte mit Feuerwerk veranstaltet.

 

Inserat von Josef Haberzettl im Teplitz-Schönauer Anzeiger vom 22. Mai 1897, Österreichische Nationalbibliothek.

 

Im Oktober wurden “Tanzkurse verbunden mit Anstandslehre” im fürstlich Clary’schen Gartensaal angeboten, in den Wintermonaten bot Haberzettl seine Lokalitäten für Hochzeiten, Festlichkeiten, Diners oder Bälle an und auch seine Dienste für die Zubereitung von kalten Buffets oder kalten Platten. Wir würden heute sagen: Saal-Vermietung mit Catering.

 

Der nächste Schritt auf der Karriereleiter wird durch folgendes Inserat Ende Oktober 1899 angekündigt:

“Übersiedlungshalber in’s Ausland verkaufe, um Zoll- und Frachtspesen zu ersparen, mein sehr fein gewähltes Lager von Bordeaux-, Burgunder-, Rhein- und Moselweinen der bestrenommiertesten Firmen (…)”, außerdem verkaufte Josef Haberzettl Kupfer- und Stahl-Kochgeschirr, verschiedene Kücheneinrichtungsgegenstände, Servis-Plateaus, Holzgefäße, Arbeitstische, ein Kanapé, einen zweisitzigen Kinderwagen, Kinderbetten, Bettstellen, Speis- und Vorratsschränke, einen großen Eiskasten und vieles mehr.

Ein großer Haushalt wurde hier aufgelöst. Die Familie Haberzettl hatte in der Teplitzer Zeit Zuwachs bekommen, im November 1895 wurde Sohn Fritz geboren und im Juli 1899 Tochter Margarethe.

 

Ostseebad Kolberg (1899 – 1913)

Die nächste Station wurde das Hotel Strandschloss im See-, Sol- und Moorbad Kolberg an der Ostsee (Kolobrzeg – im heutigen Polen).

 

Hotel Strandschloss, Kolberg, Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern https://digitale-bibliothek-mv.de/viewer/image/PPN1668791587_1912/44/

Mit “Strandschloss” wurde das Kurhaus des Ostseebades bezeichnet, das mit einem Hotel verbunden war. Es befand sich direkt am Strand und wurde 1899 von den Berliner Architekten Höniger & Sedelmeier (Hoeniger & Sedelmeyer) als ein Renaissancebau mit charakteristischen Türmen und Erkern neu errichtet. (Siehe dazu Deutsche Bauzeitung Heft 5 vom 2. Mai 1900.)

Im Kurhaus gab es einen Konzertsaal, Speisesaal und Restaurationshallen, der Hotelbau enthielt im Erdgeschoss ein Spiel-, Lese- und Musikzimmer und in den oberen Stockwerken 53  bzw. spätere Angaben sprachen von 60 Fremdenzimmern. Die Säle für die Table- d’hote des Hotels lagen im 1. Geschoss über dem Speisesaal des Kurhauses.

In einer Besprechung des Hotels von 1909 liest man: „Der Besitzer dieses feinen Hauses, Herr Haberzettel, ist ein Österreicher und bringt als solcher neben der deutschen und französischen  auch die Wiener Küche zu den gebührenden Ehren.“ (Deutsch-Englischer-Reise- Courier vom 1. Mai 1909). Das Haus war zudem mit Lift, Wasserklosetts und einer Auto-Garage für 5 Autos ausgestattet.

 

Werbeinserat in der Zeitschrift “Deutsch-Englischer-Reise-Courier” von 1909, Österreichische Nationalbibliothek.

 

 

(Fortsetzung folgt)

Karin Maringgele

Josef Haberzettl – Vom Küchenchef zum Hotelier (Teil 1)

Meran – Karlsbad – Teplitz – Kolberg – Bad Kissingen

 

In der heutigen Geschichte geht es um Josef Haberzettl.

Er war gebürtiger Deutschböhme aus der Stadt Theusing, in der Nähe von Karlsbad, Jahrgang 1857.

Josef Haberzettl arbeitete als Küchenchef im Meraner Habsburgerhof, pachtete später in Teplitz-Schönau eine Restauration, führte im Ostseebad Kolberg ein Hotel und kaufte 1913 in Bad Kissingen ein Hotel.

Von ihm gibt es leider keine Fotografien und keine persönlichen Dokumente, wie Arbeitsverträge oder Arbeitszeugnisse. Er hat seine Spuren in amtlichen Quellen, wie den Melderegistern von Meran und Bad Kissingen, und in den damaligen Tageszeitungen hinterlassen, dort vor allem im Werbeanzeigenteil.

 

Meran (1886 – 1893)

 

Eine wichtige Quelle, die uns über die Tätigkeit, Herkunft und Geburtsdaten von Personen Auskunft gibt, die in Meran arbeiteten, aber nicht hier geboren waren, befindet sich im Meraner Stadtarchiv.

Es handelt sich dabei um die Anmeldebücher der Stadt Meran, die für die Jahre 1882 – 1889 vorhanden sind. Dort wurden die Anmeldungen der Dienstboten, Gesellen, Lehrlinge oder Arbeiter eingetragen, unter Angabe der Namen der Arbeitgeber oder Dienstherren, der Namen der Bediensteten, der Eigenschaft des Dienstes, des Alters bzw. Geburtsjahrs und –orts, der Heimatgemeinde und des Eintritts-  und Austrittstages.

Auch die Bediensteten der Meraner Hotels sind dort aufgelistet und geben für die Erforschung der Altersstruktur und/oder Herkunft der Hotelangestellten einen wunderbaren Datenpool her. Mit Meran ist leider nur das Stadtgebiet gemeint. Das bedeutet, dass zum Beispiel für das Grand Hotel Meranerhof, das damals zur Gemeinde Untermais zählte, keine Einträge vorhanden sind.

 

Anmeldeprotokoll der Stadt Meran von 1886, Stadtarchiv Meran – zum Vergrößern Bild anklicken

 

Der erste Eintrag zu Josef Haberzettl findet sich im Jahre 1886.

Der damals 29-Jährige wurde am 28. Oktober 1886 in Meran im Hotel Habsburgerhof als Koch angemeldet und blieb bis zum 28. Mai 1887.

Der Pächter des Habsburgerhofes war zu dieser Zeit der Hotelier August Bracher, der zu dieser Zeit bereits das Hotel Bellevue in Gmunden erfolgreich führte. Ein sehr interessantes Porträt dieses Hoteliers findet sich in Hans H. Reimers Buch „Es waren Fremde. 100 „luttrische“ Pioniere des Weltkurorts Meran im 19. und 20. Jahrhundert.“ https://www.studienverlag.at/buecher/5946/es-waren-fremde/

 

Hotel Habsburgerhof in Meran, Sammlung Touriseum

 

Aufgrund der Eintragungen in die Anmeldebücher von Meran kann nachvollzogen werden, dass Josef Haberzettl sechs Saisonen lang, von 1886 bis ins Jahr 1893, im Meraner Habsburgerhof als Küchenchef Dienst tat.

 

Sommer in Meran

 

Die Hauptsaison für den Kurort Meran startete damals im September/Oktober und ging bis Mai/Juni. Im Sommer dürfte Meran fast menschenleer gewesen sein.

Carel von Nievelt, ein niederländischer Reisender, beschreibt den Sommer im Kurort Meran folgendermaßen:

„Sono gli ultimi giorni di giugno – Merano dorme il suo sonno estivo. Le centinaia di alberghi e pensioni, magioni e castelli, in autunno e inverno e primavera adibiti ad alloggi per ospiti sani e malati di ogni sorta di classe e Paese, ora sono vuoti e hanno serrato le loro finestre, come occhi che si chiudono per la luce troppo intensa, con tende e imposte. Maia Alta sembra disabitata. Vuote le panchine del Kurgarten, dove poco fa erano tanti gli asmatici che si fermavano per inspirare i profumi di aprile. (…) nel Kurhaus basta un solo cameriere per servire i due o tre ospiti fuori stagione.“

(aus: Carel van Nievelt, Jérome Alexander Sillem, Nella terra delle Dolomiti. Due olandesi tra i monti di corallo 1884-1887. A cura di Maurizio Casagranda Bepi Pellegrinon, 2019 Nuovi Sentieri Editore, Falcade BL)

 

Meran schläft seinen Sommerschlaf, schreibt Nievelt. Die zahlreichen Hotels und Pensionen, die im Herbst, Winter und Frühling als Unterkünfte für gesunde und kranke Gäste aller Klassen und Länder dienen, stehen nun leer. Obermais scheint unbewohnt zu sein und die Parkbänke des Kurgartens, damit ist wohl die Kurpromenade gemeint, sind leer. Im Kurhaus, wo sich sonst die zahlreichen Gäste tummeln, wird nur noch ein Kellner benötigt, um die zwei oder drei Gäste außerhalb der Saison zu bedienen.

 

Sobald die Saison im Frühjahr in Meran zur Neige ging, fand ein regelrechter Exodus statt. Die Hotelangestellten und die Pensionsbesitzer machten sich auf den Weg in die Sommerfrischorte oder in die Sommerkurorte, aber nicht zum Urlauben sondern zum Arbeiten.

 

Saisonbedingtes Reisen

 

Das Arbeitsleben im Hotel war geprägt vom saisonbedingten Wechsel des Arbeitsorts, Jahresstellen waren rar. Die meisten Pensionen führten ein Winterhaus und ein Sommerhaus, nach dem Motto „September-Mai in Meran, Sommer im Gebirge“. So die Überschrift eines Stelleninserats aus der Meraner Zeitung von 1913.

 

Stelleninserat in der Meraner Zeitung von Oktober 1913

Inserat einer raren Jahresstelle aus der Meraner Zeitung vom Oktober 1911

 

 

 

 

 

 

Zahlreiche Meraner Hotel- und Pensionsbesitzer hatten neben der Pension oder dem Hotel in Meran auch ein zweites Haus im Gebirge, zum Beispiel in Tiers, Seis am Schlern, Sulden, am Karersee, in Ammerwald/Reutte, Igls, auf der Mendel oder in San Martino di Castrozza.

 

Inserat von Gottfried Bunte im Adressbuch von Meran aus dem Jahr 1904

 

Fortsetzung folgt.

Karin Maringgele – wissenschaftliche Mitarbeiterin

Stets zu Diensten – Teil 2

Heute möchte ich euch weitere „gute Geister“ vorstellen, die heute teilweise nur noch in den luxuriösen Grandhotel zu finden sind.

Wie immer könnt ihr die Papierpuppen vom Designerkollektiv Marmeolab  http://marameolab.net/ herunterladen und ausschneiden. Viel Spaß dabei!

 

Hier der Link zum Herunterladen der Anziehpuppe: Touriseum_Chefportier

Chefconcierge Fritz

Seit mehr als 30 Jahren betreue ich persönlich hier die Gäste im Grand Hotel. Chefconcierge Fritz ist mein Name. Ich gehöre inzwischen schon fast zum Inventar des Hotels.

Für meine Gäste habe ich immer ein offenes Ohr. Dazu gehört, dass ich mindestens zwei Fremdsprachen perfekt beherrsche. Ich kenne die Vorlieben der Gäste, ihre Angewohnheiten aber auch ihre Launen. Es gibt auch manchmal heikle Situationen, wo meine Diskretion gefragt ist.

Im Lauf der Jahre habe ich ein Buch angelegt, in dem alle Gäste mit ihren Bedürfnissen und Wünschen angeführt sind. So weiß ich genau, was jeder Gast benötigt oder auf was er Wert legt. Wenn ein Gast einen Sonderwunsch hat, kommt er zuerst zu mir. Einmal mussten wir für einen bekannten Schauspieler einen Elefanten in die Hotellobby bringen. Das war ein Spektakel. Ein Nein als Antwort kommt bei mir selten vor. Ich muss mich aber nicht nur um die Gäste kümmern, sondern auch um die Portiers und Hotelpagen. Sie gehören zu meinem Team. Das Hotel und die Gäste sind meine Ersatzfamilie, aber jetzt wird es Zeit, dass ich mich zur Ruhe setze und mein Privatleben genieße.

 

Link zum Herunterladen der Anziehpuppe: Touriseum_Koffertraeger

Kofferträger Fridolin

Ich habe alles im Griff (Koffer), jedenfalls für die paar Meter von der Hoteldrehtür bis zum Fahrstuhl und von dort bis zur Zimmertür. Ich trage Koffer und trotz der großen Lasten versuche ich immer zu lächeln! Das ist wichtig, schließlich bin ich die erste Figur, die Kontakt mit dem Gast hat. Außerdem bringt es viel Trinkgeld ein. Was ist sonst noch mache? Botengänge für die Gäste, Hunde ausführen und Schuhe putzen.

Wenn mal nichts zu tun ist, stehe ich als Visitenkarte vor dem Hotel.

So wie in diesem Moment. In wenigen Minuten erwarte ich Baroness von Wegerhoff und bin schon gespannt auf das ganze Gepäck und deren Kofferaufkleber.

 

Link zum Herunterladen der Anziehpuppe: Touriseum_Hotelpage

Hotelpage Emil

Ich zupfe kurz meine weißen Handschuhe zurecht und überprüfe die polierten schwarzen Schuhe und die 23 Goldknöpfe auf meinem Jackett. Die Uniform sitzt perfekt!

Mein Aufzug ist eine Augenweide aus Samt und Messing mit Lampen und Polsterbänkchen. Man fühlt sich hier wie in einem gemütlichen Wohnzimmer.

Mein Fachgebiet ist die Menschenkenntnis. Ich kenne die Wünsche und Erwartungen meiner Gäste, auch ihre Eigenheiten und Vorlieben. Außerdem bin ich sehr diskret. Es passiert schon ab und zu, dass ein Herr mit einer Dame einen Kuss im Lift tauscht.

Die meisten Gäste nehmen mich kaum wahr. Manchmal fühle ich mich wie ein Möbelstück.

Es ist wirklich nichts leichter als einen Lift zu bedienen…, obwohl ich bei meinen ersten Fahrten oft uneben gelandet bin.

Ich lächele viel und sage zu meinen Gästen: „Monsieur et Madame und watch your step“! Der Baroness von Wegerhoff biete ich meinen Arm an als Stütze beim Aussteigen.

 

Ruth Engl – Vermittlung

 

Berufliche Werdegänge – Hans Kreid (Teil 3)

Die Sommersaisonen 1901 und 1902 verbrachte Hans Kreid  wieder im Trafoi-Hotel, unter Direktor S. F. Homburger. Er war nun auch in der Personalhierarchie vom 2. Hotelsekretär zum 1. Sekretär aufgestiegen und zählte zur Gruppe der besserverdienenden Hotelangestellten.

Hans Kreid erhielt monatlich 150 Kronen Gehalt plus 50 Kr. monatliche Gratifikation, die jedoch erst Ende der Saison ausbezahlt wurde.

Arbeitszeugnis von 1901

Arbeitszeugnis von 1902

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ansichtskarte von Helouan

 

Im Winter 1903 ging er wieder nach Helouan, musste aber aufgrund des Todes seines Vaters, Johann Kreid, der am 28. November 1903 überraschend verstarb, nach Innsbruck zurückkehren, um das Hotel Kreid zu übernehmen.

 

Hotel Kreid, Innsbruck, nach einem Aquarell von F.A.C.M. Reisch

In den folgenden Jahren führte Hans Kreid das Innsbrucker Hotel erfolgreich und wurde dabei von Direktor Michael Mihatsch unterstützt, der wenige Jahre nach dem Tod von Johann Kreid, vermutlich im Jahr 1906, ins Hotel Kreid gekommen sein dürfte.

Michael Mihatsch hatte seine Laufbahn in Wien begonnen und wie Hans Kreid hatte er sich durch langjährige Tätigkeit im Ausland (London, Paris, Rom, Genf und Ägypten) reiche Sprach- und Fachkenntnisse angeeignet. Er gehörte seit 1900 dem Internationalen Genfer Verband an, einer weltumspannenden Standesvereinigung der Hotelangestellten, die 1877 in Genf gegründet wurde. 1931 feierte Mihatsch sein 25-jähriges Jubiläum im Hause.

Nach dem Tod der Mutter 1924 wurde das Hotel als offene Handelsgesellschaft geführt, deren Gesellschafter Hans Kreid und seine Schwester Maria Kreid verh. Andreatta waren.

 

 

Als Hans Kreid 1955 unverheiratet verstarb, vererbte er seine Hotelhälfte der Familie Liensberger/Eimannsberger, der er zeitlebens eng verbunden war.

 

Hans Kreid im Kreis der Familie Liensberger

 

Das Hotel Kreid war nach dem 2. Weltkrieg das am längstens von der Besatzung belegte Haus in Innsbruck. 1955 wurde es umgebaut.  Aber 1971 wurde es dann gänzlich abgerissen und an seiner Stelle entstand ein Neubau.

Karin Maringgele – wissenschaftliche Mitarbeiterin

Im Ei auf Reisen

Der Kühlschrank- und Motorradhersteller Iso aus Bresso bei Mailand präsentierte 1953 auf dem Automobilsalon in Turin ein seltsames Gefährt. Es war kaum länger als ein Motorrad, die hinteren Räder standen eng beisammen und zum Ein- und Aussteigen ließ sich das Vorderteil samt Lenkrad zur Seite klappen. Das ulkige Ding mit dem Namen Isetta kam zunächst in kleiner Stückzahl in Italien auf den Markt, in eigenen Varianten auch in Frankreich, Brasilien und später auch in England. Als 1954 BMW die Lizenz zum Nachbau erwarb, wurde es schnell zum Symbol beginnender deutscher Reiselust.

Die Isetta bot zwar nur zwei Fahrgästen Platz, und auf dem Motorkasten hinter den beiden Sitzen ließ sich allenfalls ein sehr kleiner Koffer verstauen. Doch das rollende Ei schutzte vor Wind und Regen, lief in der Ebene uber 80 Stundenkilometer schnell, den Brenner hinauf immerhin noch 40 und erreichte zuverlässig die noch leeren Strände des Mittelmeers. Zudem kostete die Isetta deutlich weniger als ein Volkswagen. Aber schon 1959, als mit dem Bau der Brennerautobahn begonnen wurde, kündigte sich das Ende der Isetta an: Mit gestiegenem Einkommen bevorzugten die Deutschen lieber größere Autos. 1962 stoppte BMW nach uber 160000 Stück die Produktion des Kleinwagens und stieg in die sportliche Mittelklasse ein.

Bis heute aber ist die Isetta ein Symbol der Fünfziger.