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Stets zu Diensten – Teil 3

Tellerwäscher + Hausmeister dringend gesucht!!

 

Es ist Hochsaison. Das Grandhotel Royal benötigt dringend einen Tellerwäscher und einen Hausmeister, da es zu einer spontanen Kündigung kam. Angeblich wegen der schlechten Bezahlung und der vielen Überstunden.

Der stellvertretende Direktor steht unter großem Druck. Man erwartet von ihm, dass er die offenen Stellen so rasch als möglich besetzt und gleichzeitig keine großen Zugeständnisse an Bezahlung macht.

Zwei Bewerbungsschreiben sind bereits eingegangen:

 

Tellerwäscher Florian

 

Tellerwäscher

Florian ist erst zwölf aber da zuhause am Bauernhof nicht genug da ist, um alle Kinder durchzufüttern, muss er eine Arbeit suchen. Von seiner großen Schwester, die als Zimmermädchen im Grand Hotel arbeitet, hat er gehört, dass sie dringend einen Tellerwäscher suchen. Der alte hat getrunken und wurde gefeuert. Florian kann fest anpacken und weiß, was harte Arbeit bedeutet. Im Sommer hilft er als Hirte auf der Alm und seit seinem Weggang von der Schule, hat er dem Vater am Hof geholfen. Aber jetzt im Winter ist nicht so viel zu tun und zuhause sind sie froh, wenn ein Esser weniger da ist. Florian will mit dem Geld, das er verdient, eine Ziege kaufen und im Sommer mit dem Verkauf der Milch an die feinen Damen seiner Familie helfen. In ein paar Minuten steht er dem stellvertretenden Hoteldirektor gegenüber. Er ist sehr aufgeregt. Hoffentlich macht er keinen schlechten Eindruck.

 

 

 

 

Hausmeister Otto

Hausmeister

 

Überhaupt nicht aufgeregt ist hingegen Otto, der sich ebenfalls für eine Arbeit bewirbt. Allerdings in gehobener Position, nämlich als Hausmeister. Otto ist Ende Zwanzig und hat die Arbeit von der Pike an gelernt. Er hat in vielen großen Hotels gearbeitet. Ein Jahr lang sogar in einem Nobelhotel in London. Er beherrscht zwei Fremdsprachen, ist sehr charmant und redegewandt, aber gleichzeitig diskret.  Seine Referenzen sind sehr gut. Otto weiß, dass er die besten Chancen hat, die Arbeit als Hausmeister zu bekommen. „Die können froh sein, dass sie in so einem Kuhdorf einen so qualifizierten Mitarbeiter bekommen. Ich werde jedenfalls hart verhandeln: ein eigenes Zimmer, einen freien Tag und das Gehalt muss auch stimmen“.

 

 

Ruth Engl – Vermittlung

Stets zu Diensten – Teil 2

Heute möchte ich euch weitere „gute Geister“ vorstellen, die heute teilweise nur noch in den luxuriösen Grandhotel zu finden sind.

Wie immer könnt ihr die Papierpuppen vom Designerkollektiv Marmeolab  http://marameolab.net/ herunterladen und ausschneiden. Viel Spaß dabei!

 

Hier der Link zum Herunterladen der Anziehpuppe: Touriseum_Chefportier

Chefconcierge Fritz

Seit mehr als 30 Jahren betreue ich persönlich hier die Gäste im Grand Hotel. Chefconcierge Fritz ist mein Name. Ich gehöre inzwischen schon fast zum Inventar des Hotels.

Für meine Gäste habe ich immer ein offenes Ohr. Dazu gehört, dass ich mindestens zwei Fremdsprachen perfekt beherrsche. Ich kenne die Vorlieben der Gäste, ihre Angewohnheiten aber auch ihre Launen. Es gibt auch manchmal heikle Situationen, wo meine Diskretion gefragt ist.

Im Lauf der Jahre habe ich ein Buch angelegt, in dem alle Gäste mit ihren Bedürfnissen und Wünschen angeführt sind. So weiß ich genau, was jeder Gast benötigt oder auf was er Wert legt. Wenn ein Gast einen Sonderwunsch hat, kommt er zuerst zu mir. Einmal mussten wir für einen bekannten Schauspieler einen Elefanten in die Hotellobby bringen. Das war ein Spektakel. Ein Nein als Antwort kommt bei mir selten vor. Ich muss mich aber nicht nur um die Gäste kümmern, sondern auch um die Portiers und Hotelpagen. Sie gehören zu meinem Team. Das Hotel und die Gäste sind meine Ersatzfamilie, aber jetzt wird es Zeit, dass ich mich zur Ruhe setze und mein Privatleben genieße.

 

Link zum Herunterladen der Anziehpuppe: Touriseum_Koffertraeger

Kofferträger Fridolin

Ich habe alles im Griff (Koffer), jedenfalls für die paar Meter von der Hoteldrehtür bis zum Fahrstuhl und von dort bis zur Zimmertür. Ich trage Koffer und trotz der großen Lasten versuche ich immer zu lächeln! Das ist wichtig, schließlich bin ich die erste Figur, die Kontakt mit dem Gast hat. Außerdem bringt es viel Trinkgeld ein. Was ist sonst noch mache? Botengänge für die Gäste, Hunde ausführen und Schuhe putzen.

Wenn mal nichts zu tun ist, stehe ich als Visitenkarte vor dem Hotel.

So wie in diesem Moment. In wenigen Minuten erwarte ich Baroness von Wegerhoff und bin schon gespannt auf das ganze Gepäck und deren Kofferaufkleber.

 

Link zum Herunterladen der Anziehpuppe: Touriseum_Hotelpage

Hotelpage Emil

Ich zupfe kurz meine weißen Handschuhe zurecht und überprüfe die polierten schwarzen Schuhe und die 23 Goldknöpfe auf meinem Jackett. Die Uniform sitzt perfekt!

Mein Aufzug ist eine Augenweide aus Samt und Messing mit Lampen und Polsterbänkchen. Man fühlt sich hier wie in einem gemütlichen Wohnzimmer.

Mein Fachgebiet ist die Menschenkenntnis. Ich kenne die Wünsche und Erwartungen meiner Gäste, auch ihre Eigenheiten und Vorlieben. Außerdem bin ich sehr diskret. Es passiert schon ab und zu, dass ein Herr mit einer Dame einen Kuss im Lift tauscht.

Die meisten Gäste nehmen mich kaum wahr. Manchmal fühle ich mich wie ein Möbelstück.

Es ist wirklich nichts leichter als einen Lift zu bedienen…, obwohl ich bei meinen ersten Fahrten oft uneben gelandet bin.

Ich lächele viel und sage zu meinen Gästen: „Monsieur et Madame und watch your step“! Der Baroness von Wegerhoff biete ich meinen Arm an als Stütze beim Aussteigen.

 

Ruth Engl – Vermittlung

 

Stets zu Diensten

 

Ergänzend zur neuen Blogserie „Arbeitswelt Hotel“, habe ich ein neues Vermittlungsformat für Schulen entwickelt und sobald das Museum wieder öffnet, können Schülerinnen und Schüler in die unterschiedlichsten Rollen der Dienstleistungsberufe im Hotel- und Gastgewerbe schlüpfen. Dabei erhalten sie einen Einblick in die einstige Personalhierarchie und erkennen, was es heißt, eine gute Dienstleistung zu bieten und was nicht. Das Vermittlungsangebot „Stets zu Diensten“ führt in die Rolle des Personals und ihre Aufgaben ein und soll damit erlebbar werden.

Passend dazu hat das Designerkollektiv Marmeolab  http://marameolab.net/ Anziehpuppen aus Papier gefertigt, die man herunterladen und ausschneiden kann. Sobald wir wieder geöffnet sind, kann man sie auch in unserem Museumsshop erwerben.

Zimmermädchen Anziehpuppe

Hier der Link zum Herunterladen: Touriseum_Zimmermaedchen copia

Heute beginnen wir mit den Zimmermädchen, die oft in den Augen der Gäste ein Schattendasein führten.

Zimmermädchen Auguste

Ich muss mich beeilen, fast hätte ich verschlafen. Ich laufe vorbei am Portier, der den Gästen die prunkvolle Hoteltür öffnet. Während sie in die Eingangshalle mit dem funkelnden Kronleuchter gelangen, betrete ich das Hotel durch den Hintereingang. Es stinkt hier ziemlich, der Müll des Hauses wird direkt vor der Tür entsorgt. In einem kleinen Nebenraum ziehe ich mich um: Schwarzes Kleid, weiße lange Schürze und Häubchen.

Am liebsten putze ich, wenn die Gäste nicht da sind. Manchmal schaffe ich ein Zimmer in weniger als zehn Minuten. Eigentlich sollte ich die Zimmer nach Plan reinigen, aber zuerst putze ich die Zimmer der Gäste, die bleiben. Sobald sie frühstücken gehen, komme ich rasch aus meinem Winkel hervor, dringe ins Zimmer ein und mache mit der Geschwindigkeit einer Räuberin die Arbeit!

Das Regenwetter lädt dazu sein, dass die Gäste auf ihren Zimmern bleiben. Es ist wie verhext! Wie soll ich das alles rechtzeitig hinbekommen?

Zimmermädchen Charlotte

Sieben Uhr morgens, das Luxushotel erwacht zum Leben. Als eine der ersten kommt Zimmermädchen Charlotte. Sie verdient am wenigsten. Es ist ihre erste Saison.

Drei Tage bin ich zum Anlernen mit einem anderen Zimmermädchen mitgegangen. Dann erst durfte ich mein erstes Zimmer für den Gast fertig machen. Zum Herrichten eines Zimmers gibt es einen strengen Ablaufplan. Ich muss jeden Tag zum Beispiel die Betten beziehen und so eine Bettgarnitur besteht aus neun Teilen mit Wolldecken und Tüchern. Ich war zwar langsam, aber stolz, als das Zimmer fertig war.

Leider werden wir oft ausgenützt. Wir bekommen am wenigsten gezahlt obwohl wir die meiste Arbeit verrichten. Die schwere Arbeit wird kaum gewürdigt und wir wohnen meist zu viert oder fünft in ungeheizten Kammern unter dem Dach.

Zimmermädchen Emma

Ich bin es gewöhnt anzupacken und schaffe jeden Tag zwischen 14 und 16 Zimmer trotz Rückenschmerzen. Es ist ein ständiger Kampf gegen den Staub der immer wieder auf die Möbel rieselt, obwohl ich sie gerade erst poliert habe.

Nun wartet noch das Zimmer 64 auf mich, das letzte für Heute. Was für ein Durcheinander! Das Bett ist zerwühlt, am Boden liegt ein Abendkleid, eine Federboa, ein Schlangenledergürtel und das Nachthemd. Wir Zimmermädchen lernen den Gast am besten kennen. Wir sehen wie er lebt, kennen seine persönlichen Dinge, seine Vorlieben und Schwächen.

Auf der Ablage oberhalb des Waschbeckens türmen sich Cremetiegel, Flakons… Ich wische darum herum. Es ist nie ganz eindeutig, was zum Müll und was dem Gast gehört. Ich mag nichts hochheben, aus Angst etwas kaputt zu machen….

Ruth Engl – Vermittlung

Eine gelungene Überraschung

Ein Strauß Rosen weckt bei Ilse Prugger aus Olang Erinnerungen an ein heikles Erlebnis mit einem Gast.

Als Frau Prugger in einem Hotel am Gardasee als Rezeptionspraktikantin arbeitete, geschah Folgendes: Ein Paar, er schon graumeliert, sie noch ziemlich jung, hatte schon einige Urlaubstage genossen, als eine Dame auftauchte, die freudestrahlend an der Rezeption verkündete, sie  wolle mit ihrem unangemeldeten Kommen ihrem Mann eine freudige Überraschung bereiten. Ein warnendes Fußzeichen des Hoteliers ließ die damals noch sehr junge Ilse verstummen. Der Chef bat die Dame auf der Terrasse Platz zu nehmen, der Herr Gemahl sei unterwegs und werde sicher bald kommen, das Zimmer werde gerade geputzt.

In Windeseile wurde der Gast gewarnt, die Begleiterin „verräumt“, das Zimmer aufgeräumt und der Herr Gemahl konnte gerührt seine Angetraute in die Arme schließen. Er bestellte einen Strauß Rosen, den er seiner Gattin am Abend zum Dank für die gelungene Überraschung überreichte.

Rosen

Eine Orange als Trinkgeld

Eine neue Geschichte aus unserer Aktion “Die Gäste und wir” von Anna Wiedemann aus Bozen:

1949 arbeitete Frau Anna Wiedemann als Zimmermädchen in Hinterstoder in jenem Hotel, in dem die österreichische Nationalmannschaft logierte. Auch der 1935 geborene Alpinskifahrer Toni Sailer, der ab seinem 16. Lebensjahr von Sieg zu Sieg fuhr, 1956  gleich drei goldene Olympiamedaillen errang und seine Sportkarriere schon mit 22 Jahren beendete, war Mitglied der Jugendmannschaft. Am Ende des Trainings schenkte der „Schwarze Blitz aus Kitz“  Anna eine Orange als Trinkgeld.

Orange

Aktion “Die Gäste und wir” – Der Bierkrug

Seit Februar besucht das Touriseum Seniorenclubs in Südtirol. Bei den Treffen erzählen Seniorinnen und Senioren anhand von mitgebrachten Objekten von ihren Begegnungen mit den Touristen im eigenen Land.

Die Erinnerungen von Anna Anrather aus Bozen haften an einem Bierkrug.

Bierkrug

Als junges Mädchen arbeitete Frau Anna Anrather beim Rösslwirt in Bozen. Beim Anblick des feschen Sohnes einer Gastfamilie aus München klopfte ihr Herz damals laut und stürmisch…

Zum Abschied schenkten ihr die Bayern einen Bierkrug mit der Aufschrift: „München-Weltstadt mit Herz“ und ahnten nicht, dass es Annas Herz war, das die Weltstadt für ein gutes Weilchen gefangen hielt. Der junge Mann ist übrigens wieder beim Rössl-Wirt eingekehrt – mit seiner Braut. Aber den Bierkrug hat Anna noch immer, als Erinnerung an eine Jugendschwärmerei.