Ergänzend zur neuen Blogserie „Arbeitswelt Hotel“, habe ich ein neues Vermittlungsformat für Schulen entwickelt und sobald das Museum wieder öffnet, können Schülerinnen und Schüler in die unterschiedlichsten Rollen der Dienstleistungsberufe im Hotel- und Gastgewerbe schlüpfen. Dabei erhalten sie einen Einblick in die einstige Personalhierarchie und erkennen, was es heißt, eine gute Dienstleistung zu bieten und was nicht. Das Vermittlungsangebot „Stets zu Diensten“ führt in die Rolle des Personals und ihre Aufgaben ein und soll damit erlebbar werden.
Passend dazu hat das Designerkollektiv Marmeolab http://marameolab.net/ Anziehpuppen aus Papier gefertigt, die man herunterladen und ausschneiden kann. Sobald wir wieder geöffnet sind, kann man sie auch in unserem Museumsshop erwerben.

Zimmermädchen Anziehpuppe
Hier der Link zum Herunterladen: Touriseum_Zimmermaedchen copia
Heute beginnen wir mit den Zimmermädchen, die oft in den Augen der Gäste ein Schattendasein führten.
Zimmermädchen Auguste
Ich muss mich beeilen, fast hätte ich verschlafen. Ich laufe vorbei am Portier, der den Gästen die prunkvolle Hoteltür öffnet. Während sie in die Eingangshalle mit dem funkelnden Kronleuchter gelangen, betrete ich das Hotel durch den Hintereingang. Es stinkt hier ziemlich, der Müll des Hauses wird direkt vor der Tür entsorgt. In einem kleinen Nebenraum ziehe ich mich um: Schwarzes Kleid, weiße lange Schürze und Häubchen.
Am liebsten putze ich, wenn die Gäste nicht da sind. Manchmal schaffe ich ein Zimmer in weniger als zehn Minuten. Eigentlich sollte ich die Zimmer nach Plan reinigen, aber zuerst putze ich die Zimmer der Gäste, die bleiben. Sobald sie frühstücken gehen, komme ich rasch aus meinem Winkel hervor, dringe ins Zimmer ein und mache mit der Geschwindigkeit einer Räuberin die Arbeit!
Das Regenwetter lädt dazu sein, dass die Gäste auf ihren Zimmern bleiben. Es ist wie verhext! Wie soll ich das alles rechtzeitig hinbekommen?
Zimmermädchen Charlotte
Sieben Uhr morgens, das Luxushotel erwacht zum Leben. Als eine der ersten kommt Zimmermädchen Charlotte. Sie verdient am wenigsten. Es ist ihre erste Saison.
Drei Tage bin ich zum Anlernen mit einem anderen Zimmermädchen mitgegangen. Dann erst durfte ich mein erstes Zimmer für den Gast fertig machen. Zum Herrichten eines Zimmers gibt es einen strengen Ablaufplan. Ich muss jeden Tag zum Beispiel die Betten beziehen und so eine Bettgarnitur besteht aus neun Teilen mit Wolldecken und Tüchern. Ich war zwar langsam, aber stolz, als das Zimmer fertig war.
Leider werden wir oft ausgenützt. Wir bekommen am wenigsten gezahlt obwohl wir die meiste Arbeit verrichten. Die schwere Arbeit wird kaum gewürdigt und wir wohnen meist zu viert oder fünft in ungeheizten Kammern unter dem Dach.
Zimmermädchen Emma
Ich bin es gewöhnt anzupacken und schaffe jeden Tag zwischen 14 und 16 Zimmer trotz Rückenschmerzen. Es ist ein ständiger Kampf gegen den Staub der immer wieder auf die Möbel rieselt, obwohl ich sie gerade erst poliert habe.
Nun wartet noch das Zimmer 64 auf mich, das letzte für Heute. Was für ein Durcheinander! Das Bett ist zerwühlt, am Boden liegt ein Abendkleid, eine Federboa, ein Schlangenledergürtel und das Nachthemd. Wir Zimmermädchen lernen den Gast am besten kennen. Wir sehen wie er lebt, kennen seine persönlichen Dinge, seine Vorlieben und Schwächen.
Auf der Ablage oberhalb des Waschbeckens türmen sich Cremetiegel, Flakons… Ich wische darum herum. Es ist nie ganz eindeutig, was zum Müll und was dem Gast gehört. Ich mag nichts hochheben, aus Angst etwas kaputt zu machen….
Ruth Engl – Vermittlung